Groteskes Theater im Jobcenter

Im Büro Bürokratika hatten die Mitarbeiter täglich einen Marathon durch eine Wüste von Vorschriften vor sich. Jeder Druck auf die Kaffeemaschine erforderte eine schriftliche Genehmigung, die durch 13 Abteilungen wanderte. Büros waren mit Formularen tapeziert, Stühle hatten ein Aktenzeichen. Büroklammerverbrauch wurde überwacht – bei Missbrauch sanktioniert.

Übertrieben? Ja. Aber folgender Fragebogen an Bürgergeldbezieher zum Thema Miete aus dem Jobcenter kommt Bürokratika nahe. 

Unter der Überschrift „Wichtige Informationen zu Ihrer Miete“ wird um Antwort auf folgende Fragen gebeten:
 „Ich beabsichtige den die Mietobergrenze übersteigenden Betrag wie folgt zu finanzieren:

  • mit dem Freibetrag für Erwerbstätige
  • mit dem Freibetrag für Vermögen (Schonvermögen)
  • mit finanzieller Unterstützung Dritter zur Miete (bspw. von Bekannten, Verwandten)
  • durch die Untervermietung eines/mehrerer Zimmer der Wohnung
  • durch Verhandlungen mit meinem/meiner Vermieter über die Absenkung der Kaltmiete
Das ist keine fiktive Geschichte. Es ist bittere Realität. Es sind ernst gemeinte Fragen an Menschen, denen die wirtschaftliche Kraft fehlt, ihre Miete zu bezahlen. 

Könnten sie nur eine der Fragen mit ja beantworten, bräuchten sie kein Wohngeld. „Ich bin fassungslos“, sagt FDP-Stadträtin Doris Höh, „es scheint, als wäre die Aufgabe des Jobcenters, seine eigenen Mitarbeiter in Arbeit zu bringen.“

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